30. April 2025
Zeckenprophylaxe
Frühlingszeit ist Zeckenzeit – Warum Sie Ihre Tiere dennoch ganzjährig schützen sollten

Kaum wird es draußen wärmer, erwacht die Natur zum Leben. Auch Zecken begegnen uns und unseren Tieren wieder häufiger. Leider ist die „Zeckenzeit“ inzwischen keine reine Frühjahrs- und Sommerangelegenheit mehr. Durch die milden Winter und die Verbreitung bestimmter Zeckenarten sind die Parasiten inzwischen nahezu ganzjährig aktiv – und können nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Hunde und Katzen gefährlich werden.
Warum sind Zecken so gefährlich für Tiere?
Genauso wie für uns Menschen ist der alleinige Stich einer Zecke für Tiere meist nicht sehr gefährlich. Das Risiko stellen Krankheitserreger dar, die in der Zecke leben und mit dem Stich auf Hunde und Katzen übertragen werden können.
- Borreliose: Die Krankheitserreger der Borreliose heißen Borrelien. Eine vor zwei Jahren von der Tierärztlichen Hochschule Hannover veröffentlichte Studie zeigt, dass in der Stadt Hannover jede vierte Zecke diese Bakterien in sich trägt. Nicht jede infizierte Zecke überträgt sofort Borrelien, dennoch stellen Zeckenstiche eine deutliche Gefahr dar. Ähnlich wie wir Menschen können auch Hunde an Borreliose erkranken. Selten kommt es dabei zur beim Menschen typischen Wanderröte, also einer sich ausbreitenden Rötung der Haut um den Zeckenstich. Es handelt sich eher um eine chronische Erkrankung, die Wochen oder Monate nach dem Zeckenstich bemerkbar wird. Erkrankte Hunde zeigen meist unspezifische Symptome wie Fieberschübe, Appetitlosigkeit, Lahmheiten, Gelenkentzündungen, neurologische Störungen oder Herzprobleme. Katzen erkranken nur selten.
- Anaplasmose: Obwohl die Anaplasmose gern als sogenannte Mittelmeerkrankheit bezeichnet wird, kommt die Erkrankung seit Jahren auch häufig in Deutschland vor. In einer anderen Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover von 2022 konnten in drei Prozent der Zecken in Hannover Anaplasmen gefunden werden. Ähnlich wie bei der Borreliose kommt es bei der Anaplasmose zu unspezifischen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Gelenkproblemen, Blutungsneigungen, vergrößerten Lymphknoten oder neurologischen Ausfällen. Auch Katzen können erkranken.
- Babesiose („Hundemalaria“): Babesien sind einzellige Parasiten, die die roten Blutkörperchen zerstören. Genauso wie für Anaplasmose gilt: Früher handelte es sich um eine eingeschleppte Krankheit, heutzutage verbreiten sich die Erreger auch in Deutschland. Erkrankte Hunde leiden oft schwer unter hohem Fieber, Blutarmut, Kraftlosigkeit, Gewichtsverlust bis hin zu Organversagen oder Krampfanfällen. In diesem Jahr hatten wir bereits zwei heftige Babesiose-Fälle in unserer Praxis. Die Hunde haben nur dank intensivmedizinischer Therapie in einer Klinik überlebt.
- Ehrlichiose: Bei Ehrlichien handelt es sich um Bakterien, die – anders als Babesien – nicht die roten, sondern die weißen Blutkörperchen befallen, die für die Immunabwehr verantwortlich sind. So kann es nach einer Infektion bei Hunden zu Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und längerfristig zu einer Immunschwäche, Blutarmut oder Entzündungen kommen. Katzen erkranken nur selten.
- Hämotrope Mykoplasmen: Neben Bissverletzungen können diese Bakterien bei Katzen auch durch Zeckenstiche übertragen werden. Die Erreger heften sich an rote Blutkörperchen und sorgen für eine Blutarmut, die sogenannte infektiöse Anämie. Auch Fieber, Abgeschlagenheit oder eine Gelbsucht können auftreten. In schweren Fällen wird die Erkrankung schnell lebensgefährlich, insbesondere wenn die Katze zuvor immungeschwächt war, beispielsweise durch eine Infektion mit FIV oder FeLV. In unserer Praxis hatten wir in diesem Jahr bereits mehrere Fälle hämotroper Mykoplasmen bei Katzen. Leider konnten nicht alle gerettet werden.
- Weitere Erkrankungen: Es gibt noch weitere, seltenere Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, unter anderem Hepatozoonose und Rickettsiose. Diese sind in Deutschland noch selten, könnten sich durch den Klimawandel jedoch weiter ausbreiten.
Viele der durch Zecken übertragenen Krankheiten lassen sich zwar behandeln, aber eine vollständige Heilung ist nicht immer möglich. Hat sich ein Tier einmal infiziert, bleiben die Erreger teilweise lebenslang im Körper, und es kann zu Rückfällen und Spätfolgen wie chronischen Gelenkproblemen, Organveränderungen oder Immunschwäche kommen.
Hinzu kommt, dass die Symptome oft unspezifisch sind – Fieber, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit lassen nicht sofort auf eine Zeckenkrankheit schließen. Bei einem Verdacht helfen Bluttests weiter. Wird eine Krankheit wie die Babesiose jedoch zu spät erkannt, kann sie schnell lebensbedrohlich werden.
Deshalb gilt: Der beste Schutz gegen diese Krankheiten ist die Prophylaxe. So kann es gar nicht erst zur Infektion kommen.
Ganzjähriger Schutz
Früher galt, dass Zecken im Winter nicht aktiv sind. Durch den Klimawandel werden die Winter jedoch immer milder. Die häufigste heimische Zeckenart, der Gemeine Holzbock, wird ab ca. 7 °C aktiv und ist somit oft auch in den Wintermonaten unterwegs. Außerdem verbreiten sich bestimmte Zeckenarten, die auch bei kälterem Wetter noch aktiv sind, immer weiter. Dazu gehört beispielsweise die Wiesenzecke, die auch bei 4 °C noch unterwegs ist und inzwischen die zweithäufigste Zeckenart bei Hunden in Deutschland ist.
Wer auf einen saisonalen oder gar keinen Zeckenschutz setzt, riskiert also, sein Tier monatelang ungeschützt zu lassen.
Welche Prophylaxe ist sinnvoll?
Die Auswahl an Zeckenmitteln ist groß. Welche Methode die richtige ist, hängt unter anderem von Tierart, Größe, Alter, Gesundheitszustand, Lebensumfeld und individueller Verträglichkeit ab.
Im Handel werden zahlreiche pflanzliche oder frei verkäufliche Zeckenschutzmittel angeboten. Diese basieren häufig auf ätherischen Ölen wie Teebaumöl, Lavendel, Neem oder Kokosöl und werden als „natürliche Alternative“ zu Tierarzneimitteln beworben. Wir können den Wunsch nach einem „sanften“ Schutz nachvollziehen. Dennoch ist die Wirksamkeit dieser Präparate wissenschaftlich kaum belegt – und oft schlicht unzureichend. Die Wirkung gegen Zecken ist weder geprüft noch standardisiert. Ätherische Öle verflüchtigen sich oft so schnell, dass ein dauerhafter Schutz unmöglich ist. Einige ätherische Öle wie Teebaumöl sind sogar giftig für Katzen. Die Laurinsäure, die im Kokosöl zeckenabschreckend wirken soll, ist viel zu gering dosiert, um eine ausreichende Wirkung zu erreichen.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf tierärztlich empfohlene, zugelassene Präparate setzen. Diese wurden auf Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit geprüft – und bieten einen zuverlässigen Schutz. Denn wenn es um die Gesundheit Ihres Tieres geht, muss „natürlich“ nicht immer gleich „besser“ sein.
Die wichtigsten Mittel im Überblick:
- Spot-on-Präparate: Der Wirkstoff wird auf die Haut aufgetragen. Die Wirkung hält je nach Präparat drei bis zwölf Wochen an und ist abschreckend oder abtötend. Praktisch für Tiere, die schlecht Tabletten fressen. Insbesondere manche Katzen mögen das Gefühl von Flüssigkeit auf der Haut jedoch nicht oder reagieren mit Juckreiz. Zudem dürfen Tiere direkt nach dem Auftragen in der Regel nicht sofort an der Auftragsstelle gestreichelt oder nass werden.
- Tabletten: Der Wirkstoff wird über den Darm aufgenommen, zirkuliert im Blut und tötet die Zecken beim Saugen innerhalb weniger Stunden ab, bevor Krankheitserreger übertragen werden können (Borreliose wird beispielsweise erst ca. 20 Stunden nach Beginn des Saugaktes übertragen). Je nach Präparat wirken die Tabletten vier bis zwölf Wochen lang.
- Zeckenhalsbänder: Der Wirkstoff wird vom Halsband kontinuierlich abgegeben. So ein Halsband kann mehrere Monate getragen werden. Wichtig für eine uneingeschränkte Wirkung ist ein korrekt sitzendes, enganliegendes Halsband. Bei Freigängerkatzen wird das Tragen von Halsbändern wegen der Strangulationsgefahr kritisch gesehen.
- Injektion: Neuerdings ist ein Präparat verfügbar, das gespritzt werden kann. So wird ein Wirkstoffdepot unter die Haut gebracht, das ein Jahr lang wirkt. Der Wirkmechanismus ist derselbe wie bei Tabletten. Bislang gibt es dieses Präparat nur für Hunde.

Lassen Sie sich gern in unserer Praxis zur individuellen Zeckenprophylaxe Ihres Haustiers beraten.
Was tun, wenn doch eine Zecke zugestochen hat?
Keines dieser Mittel bieten einen hundertprozentigen Schutz gegen Zeckenstiche. Folgendes sollten Sie tun, wenn Sie an Ihrem Tier eine festgesaugte Zecke entdecken:
- Sofort entfernen: Am besten mit einer Zeckenzange oder -karte nah an der Haut fassen und langsam herausziehen. Nicht drehen. Dabei darauf achten, den Körper der Zecke nicht zu zerquetschen.
- Keine Hausmittel verwenden: Öl, Nagellack oder Klebstoff führen dazu, dass die Zecke stressbedingt noch mehr Krankheitserreger abgeben kann.
- Einstichstelle beobachten: Obwohl umgangssprachlich oft von Zeckenbissen gesprochen wird, handelt es sich eigentlich um Stiche, da Zecken keine Beißwerkzeuge besitzen, sondern einen Stechrüssel, mit dem sie die Haut durchdringen und sich dort verankern. Sollten sich an der Stichstelle Rötung, Schwellung oder Eiter zeigen, suchen Sie bitte unsere Praxis mit Ihrem Tier auf. Kommen Sie bitte auch vorbei, wenn Sie eine Zecke zu Hause nicht (vollständig) entfernen können.
Zecken sind also nicht nur lästig, sondern ernsthafte Krankheitsüberträger. Ein ganzjähriger Schutz für Hunde und Freigängerkatzen ist sehr wichtig. Wir beraten Sie gern individuell, welches Präparat am besten geeignet ist, damit Ihr Vierbeiner sicher durch alle Jahreszeiten kommt.